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Tularämie

Unter Tularämie (Francisella tularensis) versteht man eine tödlich verlaufende ansteckende Erkrankung bei frei lebenden Nagetieren, die durch das Bakterium Francisella tularensis ausgelöst wird. Die Erkrankung kann auf den Menschen übertragen werden.

Da das Beschwerdebild dem der Pest ähnelt und die Erkrankung sehr häufig Hasen und Wildkaninchen befällt, wird sie häufig auch als Hasenpest bezeichnet.
Andere Namen sind Nagerpest, Lemming-Fieber, Parinaud-Krankheit und Hirschfliegen-Fieber.

Geschichte

  • 1911 wurde die Erkrankung erstmals von dem Mediziner George W. McCoy beschrieben.
  • 1912 gelang Charles W. Chapin die Isolierung des Erregers aus einer Eichhörnchenart in Kalifornien.
  • Zwischen 1919 und 1928 beschäftigte sich Edward Francis sehr ausführlich mit der Erkrankung und gab ihr den Namen "Tularämie", nach dem Ort Tulare in Kalifornien/USA. Der wissenschaftliche Name Francisella tularensis der Erkrankung wurde nach ihm benannnt.
  • 1931 wurde die Tularämie zum ersten Mal in Europa dokumentiert, und zwar an der Ostseeküste Mittelschwedens.
  • Zwischen 1936 und 1950 gelang den sowjetischen Wissenschaftlern H.A. Gaiski, B.Y. Elbert, Somov und Chatenever die Entwicklung eines Impfstoffes gegen die Tularämie.
  • Aus dem Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg werden in Russland Infektionskrankheit/epidemie.php">Epidemien mit mehr als Hunderttausend Infektionen gemeldet.
  • In den Jahren 1966 und 1967 sind Tausende von Menschen infiziert worden.
  • Von Ende 2001 bis März 2002 erkrankten im Kosovo 700 Menschen an Tularämie.

Erreger


Der Erreger der Tularämie ist das Bakterium Francisella tularensis (früher auch: Pasteurella tularensis). Es handelt sich um ein sehr kleines, gramnegatives, Kokken|kokkoides, sporenloses Stäbchen, das bisher keiner Bakterienfamilie zugeordnet werden kann und das schwer anzüchtbar ist. Das Bakterium wird durch Wärme und die herkömmlichen Desinfektionsmittel zerstört, ist aber gegenüber Kälte Resistenz|resistent. Der Erreger kann in gefrorenem Hasenfleisch bis zu 3 Jahre überdauern.

Es sind zwei Varianten bekannt:
  • Francisella tularensis biovar tularensis (Typ A) in Nordamerika, der für gefährlichere Verläufe verantwortlich ist.
  • Francisella tularensis biovar palaearctica (Typ B) mit weltweiter Verbreitung.

Verbreitung

  • Nordamerika zwischen 30°N und 71°N: USA (vor allem Arkansas, Missouri (Bundesstaat)|Missouri, Oklahoma, Tennessee, Kansas und Utah, anderen Bundesstaaten außer Hawaii), Kanada und Mexiko ? 1.500 Infektionen pro Jahr
  • Ostasien mit Japan (1.400 Infektionen in 70 Jahren) und Westrussland
  • Europa: insbesondere Skandinavien (20-50 pro Jahr), Tschechien (10), Slowakei (10), Spanien (55 Fälle seit 1997), Deutschland (2-3).

Infektionsweg


Das Reservoir für den Erreger stellen blutsaugende Ektoparasiten dar, also auf der Körperoberfläche lebende Parasiten, wie z.B. Mücken, Flöhe, Laus|Läuse, Wanzen, Milben oder Zecken.

Die Parasiten kommen auf wild lebenden Säugetieren (Hasen, Wildkaninchen, Ratten, Maus|Mäuse, Eichhörnchen) vor, seltener auf Wildgeflügel, Fuchs (Säugetier)|Fuchs, oder Nutz- und Haustieren (Schafe, Schweine, Hausrind|Rinder, Haushund|Hunde, Hauskatze|Katzen, Hamster)

Übertragung
  • über direkten Hautkontakt (auch: Jagen, Enthäuten oder Schlachten)
  • über die genannten blutsaugenden Ektoparasiten
  • über Schlamm oder verunreinigtes Wasser
  • durch das Einatmen erregerhaltigen Staubes (verunreinigtes Heu, Silofutter, Erde, Staub)
  • durch Verzehr von ungenügend erhitztem erregerhaltigem Fleisch.

Übertragungen von Mensch zu Mensch sind theoretisch möglich, bisher jedoch nicht bekannt geworden.

Inkubationszeit


Die Inkubationszeit der Tularämie bei Tieren beträgt 2 bis 3 Tage.

Beim Menschen liegt sie bei 2 bis 5 Tagen, kann aber auch bis zu 30 Tagen betragen.

Symptome


Die Tularämie verläuft bei Tieren und beim Menschen unterschiedlich.

Tularämie bei Tieren

Nach Übertragung der Erreger durch Parasiten auf die Nagetiere kommt es nach 2 bis 3 Tagen zu einer Septikämie, also einer Aussaat der Erreger mit dem Blut. Die Tiere fallen durch Schwäche, Fieber und eine gesteigerte Atmungsfrequenz auf. Lymphknoten und Milz sind vergrößert. Innerhalb von 4 bis 13 Tagen sind die meisten Tiere verstorben. Chronisch verlaufende Infektionen verlaufen nach 14 bis 60 Tagen tödlich.

Tularämie beim Menschen


Äußere (lokalisierte) Formen

  • ulzeroglanduläre (kutanoglanduläre) Tularämie
    • Häufigste Form der Tularämie (75-85%), die mit plötzlichem Fieberanstieg beginnt. Es bilden sich Geschwüre an der Eintrittsstelle mit regionaler, oft eitriger, Entzündung der Lymphknoten.
    • okuloglanduläre Tularämie (Parinaud-Konjunktivitis)
    • Die Eintrittspforte an der Bindehaut des Auges ist durch ein gelbliches Knötchen erkennbar, die Lymphknoten vor dem Ohr und im Hals sind geschwollen. Zusätzlich kommt es zu einer sehr schmerzhaften Konjunktivitis.
    • glanduläre Tularämie
    • Es ist keine Eintrittspforte erkennbar und die Bildung von Geschwüren fehlt.
    • glandulo-pharyngeale Tularämie
    • Diese Form ist vor allem bei Kindern zu erkennen.
    • Es sind Geschwüre in der Mundhöhle und im Rachen zu erkennen., die Lymphknoten im Kiefernwinkel sind geschwollen.

    Innere (invasive) Formen


    Die innere Form der Tularämie entsteht, wenn die Erreger eingeatmet werden oder auf dem Blutweg innere Organe erreichen. Es handelt sich dann um eine hochfieberhafte, gefährliche Erkrankung.
    • typhöse (generalisierte oder septische) Tularämie
    • Diese Form entsteht vor allem bei Laborinfektionen oder nach dem Kontakt mit infizierten Schlachtblut: sehr oft sind die Lungen befallen, die Patienten haben immer Fieber, Kopfschmerzen und Schweißausbrüche; Komplikationen sind Lungenabszesse, Mediastinitis, Meningitis, Perikarditis, Osteomyelitis, Rhabdomyolyse.
    • intestinale Tularämie
  • Übertragung wahrscheinlich durch den Verzehr ungenügend erhitztes Fleisch infizierter Tiere. Symptome sind Pharyngitis, Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle und abdominelle Schmerzen.
  • thorakale (pulmonale) Tularämie
  • Am zweithäufigsten. Betrifft bevorzugt die Lunge und äußert sich dann als Pneumonie, also Lungenentzündung. Die Patienten leiden unter Husten, Auswurf, Luftnot und Schmerzen im Brustkorb.
  • abdominelle Tularämie
    • Typhusähnliches Krankheitsbild, bei dem Leber und Milz geschwollen sind, die Patienten klagen über Bauchschmerzen und Durchfall.

    Diagnose


    Die Diagnose der Erkrankung wird im Tierversuch gestellt. Dazu wird erregerhaltiges Material auf Meerschweinchen, Ratten oder Mäuse übertragen. Indirekter Erregernachweis serologisch mit Agglutinationstest gegen Ende der 2. Woche. Der Serotyp|serologische Erregernachweis ist schwierig, da Kreuzreaktionen, z.B. mit dem Erreger von Typhus möglich sind.

    Therapie


    Die Behandlung besteht in der Gabe von Antibiotika. Am besten wirksam ist Streptomycin. Alternativ kann Doxycyclin oder Gentamicin eingesetzt werden. Die Erreger sind aber auch empfindlich gegenüber Tetrazyklinen, Erythromycin und Cloramfenicol. Gegenüber Penicillin und Sulfonamiden besteht jedoch eine Resistenz.

    Prognose


    Bei der inneren Form der Tularämie de Menschen handelt sich um eine schwere, lebensbedrohliche Erkrankung, die behandelt in ca. 5 % der Fälle tödlich verläuft.
    Ohne antibiotische Behandlung kann die Sterblichkeit über 30 % betragen.

    Die amerikanischen Tularämieformen haben eine höhere Virulenz, mit einer Letalität von 10 bis 35 %, als die europäischen Stämme. Hier liegt die Letalität bei ungefähr 5 %.

    Prophylaxe


    Besonders gefährdete Personen, wie z.B. Laborpersonal oder in der Land- bzw. Forstwirtschaft Tätige, können gegen Tularämie geimpft werden. Verwendet wird ein in seiner Wirkung abgeschwächter Lebendimpfstoff, die Gaisky-Elbert-Vakzine. Das Überstehen der Erkrankung hinterlässt eine langjährige Immunität. ----
    Attenuierte Lebendimpfstoff ist deutlich wirksamer als Todimpfstoff.

Die Informationen dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie können in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.
Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

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