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Hexenschuss
Als Hexenschuss (Lumbago) bezeichnet man einen plötzlichen, stechenden Schmerz im Rücken, der durch sensible Eigeninnervation der Lendenwirbelsäule ausgelöst wird.
Es handelt sich um einen meist akut einsetzenden, zunächst segmental, meist stechenden Kreuzschmerz ohne Irritation der Ischiaswurzeln, der oft mit Lähmungsgefühl, Zwangshaltung, Bewegungssperre, Hartspann, Dornfortsatzdruckschmerz etc. verbunden ist. Nach einem schmerzarmen Intervall ist evtl. der Übergang in eine chronische Form möglich. Abzugrenzen ist der Hexenschuss vom Ischiassyndrom, wobei das nicht immer ohne Weiteres möglich ist. Der Arzt spricht dann gerne von einer "pseudoradikulären Symptomatik". Eine "radikuläre Symptomatik" bedeutet, dass das Muster an Hautempfindungsstörung, Muskelschwäche und eventueller Abschwächung eines Muskelreflexes sich einer Nervenwurzel (=Radix) zuordnen lässt. Beim "Hexenschuss" ist das nicht der Fall, die Krankheitserscheinungen lassen sich keinem wurzelbezogenen (radikulären) Muster zuordnen.
Die Ursachen sind vielfältig, im schlimmsten, allerdings sehr seltenen Fall sind Schädigungen der Bandscheibe für den meist "einschießenden" Schmerz verantwortlich. Im Falle einer Reizung des Ischiasnervs strahlt der Schmerz weit ins Bein aus. Weitere Ursachen: Verspannungen der Rückenmuskulatur, Fehlhaltungen, falsche Belastung, Zugluft, Blockaden und/oder Hypermobilität in einzelnen Abschnitten der Wirbelsäule oder des Iliosacralgelenks. Auch kann man den sog. Hexenschuss bekommen, wenn man verschwitzt einen klimatisierten Raum (z.B. Büro/Geschäft) betritt.
Insbesondere bei ins Bein ausstrahlenden Schmerzen oder Taubheitsgefühl im Bein/Fuß ist (bildgebende) Diagnostik, also Röntgen und/oder Magnetresonanzuntersuchung wichtig, um Schäden an den Bandscheiben und einen eventuell bestehenden Bandscheibenvorfall erkennen und behandeln zu können. Die bildgebende Diagnostik ist allerdings meistens eine Ausschlussdiagnostik. Hinter dem banalen Hexenschuss kann sich eben auch mal eine Wirbelmetastase verbergen oder, bei älteren Leuten, ein osteoporose- bedingter Wirbelbruch. Mit der Überweisung zur Computertomographie oder zur Kernspintomographie wird inzwischen recht großzügig umgegangen. Dabei sollte man aber bedenken, dass diese Untersuchungen im Prinzip einer Operation vorgeschaltet sind. Schließt sich eine Operation von vorneherein aus, sind diese Untersuchungen überflüssig. Die Strahlenbelastung bei einer CT (= Computertomographie) ist erheblich!
Therapie
Mit Salben, heißen Bädern und vielen anderen Hausmitteln versucht man dem Schmerz entgegenzuwirken oder man lässt sich vom Arzt, einem Orthopäden, behandeln. Nach sorgfältiger Diagnose (u. U. ist Röntgen oder eine Computertomographie notwendig), kann eine gezielte chiropraktische Anwendung manchmal die erforderliche Hilfe bringen. Im Lendenbereich werden diese Techniken nur von wenigen erfahrenen Therapeuten beherrscht. Die Chirotherapie ist vielmehr eine Domäne der Brustwirbelsäule und des Iliosakralgelenkes, da es hier zu echten Blockaden kommt, welche man lösen kann. Hals- und Lendenwirbelsäule sind umstritten diesbezüglich, da hier das Problem eher eine Instabilität/Hypermobilität ist.
Auch Akupunktur, Heilgymnastik und generell die Kräftigung der Rumpfmuskulatur können längerfristig helfen.
In leichteren Fällen kann man es mit "Tabletten" probieren. Ein nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR), wie z. B. Diclofenac, Ibuprofen, Indometacin, Aspirin. Es empfiehlt sich die kurzzeitige Einnahme wegen Nebenwirkungen wie Magenschleimhautentzündungen und -geschwüren, Blutungen, Beinödemen, Blutbildveränderungen etc., deshalb sollte man bei längerer Einnahme als "Magenschutz" eine säurehemmende Tablette dazu nehmen(Nexium, Pantozol u.a.).
Sollte dies nicht ausreichen, ergänzt man die Schmerzmedikation durch ein leichtes Opiat (Tramal, Valoron) und zur Nacht ein muskelentspannendes Mittel (Tetrazepam o.ä.) einnehmen. Vorsicht bei Opiaten! Es sollte ein Antibrechmittel zur Verfügung stehen, da es häufig zu Übelkeitsattacken in der Anfangsphase kommt (z. B. MCP, Motilium, Vomex, Psyquil)
In Akutfällen, z.B. wenn man nicht mehr gehen und aufstehen kann, ist eine Spritze durch den Orthopäden sinnvoll und bringt schnelle Erleichterung - die sog."Infiltration".
Hier wird ein Lokalanästhetikum Lidocain, Bucain, Xylocain ca. 2,5ml direkt in Nähe der kleinen Wirbelgelenke von einem Arzt gespritzt. Durch die Blockade der Schmerzrezeptoren durchbricht man den Teufelskreislauf der Schmerzsteigerung. Es erfolgen jeweils paarige Einstiche in den betroffenen Segmenten links und rechts der Wirbelsäule ca. 2-3cm von der Mittellinie in Höhe des Spaltes zwischen den Dornfortsätzen.
Die Nadel wird tief bis zum Knochenkontakt vorgeschoben. Nur so wird gewährleistet, dass man wirklich die Gelenkkapseln erreicht.
Altertümliche Bezeichnungen
Die noch heute gängige Bezeichnung als Hexenschuss und altertümliche Bezeichnungen wie Alpschoss, Beinschuss, Geschoss, Hexenstich, Lendenübel, Schuss oder Speer deuten auf vorwissenschaftliche Erklärungsmuster hin. Übernatürliche Ursachen oder Einwirkung Dritter wurde vermutet, da natürliche äußere Ursachen nicht erkennbar waren.
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