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Tinnitus

Der Begriff Tinnitus aurium (lat. ''das Klingeln der Ohren'') oder kurz Tinnitus bezeichnet ein Symptom (teilweise ist eher Syndrom bevorzugt), bei dem der Betroffene Geräusche wahrnimmt, die keine äußere für andere Personen wahrnehmbare Quelle besitzen. Im Gegensatz dazu beruht der ''objektive Tinnitus'' auf einer von außen wahrnehmbaren oder zumindest messbaren Schallquelle (z. B. der Kiefermuskulatur). Objektiver Tinnitus ist allerdings im Vergleich zum subjektiven Tinnitus sehr selten.

Definition

Der Tinnitus ist eine akustische Wahrnehmung des Menschen, die zusätzlich zum Schall, der auf das Ohr wirkt, wahrgenommen wird. Diese Wahrnehmung beruht auf einer Störung der Hörfunktion des Menschen. Der Höreindruck des Tinnitus hat also nichts mit dem Schall in der Umgebung des Patienten zu tun. Die Art der scheinbar wahrgenommenen Geräusche ist sehr vielfältig.

Man fasst unter anderem folgende akustischen Eindrücke unter dem Begriff Tinnitus zusammen:
  • ein oder mehrere Brumm- oder Pfeiftöne
  • Zischen
  • Rauschen
  • Donnern
  • Zwitschern
  • Stimmengewirr
Es gibt nicht immer ein reales Geräusch, das den selben Höreindruck wie der Tinnitus verursacht. Auch sollte man Tinnitus deutlich von akustischen Halluzinationen abgrenzen.

Das Thema Tinnitus ist von vielen Missverständnissen umsäumt. Häufig wird der Fehler begangen, den Tinnitus als eigene Krankheit zu betrachten. Da er aber oft ein Symptom einer anderen Krankheit ist, verstellt diese Betrachtungsweise oft den Blick auf mögliche Ursachen. Wegen der Vielfältigkeit der Ursachen und der Verschiedenartigkeit seines Auftretens, wird von einigen Wissenschaftlern die Einordnung als ''Syndrom'' favorisiert.

Besonders in den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl der Tinnituspatienten in den westlichen Industrieländern sehr stark angestiegen. Man spricht daher in Deutschland bereits von einer Volkskrankheit.

Ursachen

Es sind viele Ursachen bekannt, die Tinnitus auslösen können. Dazu gehören vermutlich:
  • Mittelohrerkrankungen mit Störung der Schallübertragung
  • Knalltraumata
  • Sauerstoffmangelversorgung des Innenohrs selber, aber auch infolge von
  • Schlafapnoe-Syndrom|Schlafapnoe
  • Verspannungen der Hals- und Nackenmuskulatur
  • Virusinfektionen
  • Funktionsstörungen der Halswirbelsäule
  • Autoimmunerkrankungen
  • Entzündungen des Ohrs
  • Otitis media
  • Otitis externa
  • Ohrenschmalz
  • Tauchunfälle (Dekompressionskrankheit oder Barotrauma)
  • Vergiftungen
  • Nikotin- und Alkoholabusus
  • Medikamente (z. B. zur Malariaprophylaxe)
  • starker Lärm (z. B. in Diskotheken)
  • Stress und Psychosomatik
  • Infekte der oberen Atemwege
  • Gehörnerven (Akustikusneurinom)
  • Borreliose
  • Chininhaltige Getränke (Bitter Lemon)
Es treten jedoch häufig Tinnitusfälle ohne derzeit erkennbare medizinische Ursache auf.

Da viele Patienten in stressigen Lebensphasen und Situationen, in denen es ihnen psychisch schlecht geht, verstärkte Ohrgeräusche wahrnehmen, ist zumindest ein psychosomatischer Einfluss nicht auszuschließen.

Neben physiologischen Ursachen wie starkem Lärmeinfluss oder Entzündungen des Ohres, beschäftigen sich manche Modelle damit, den Tinnitus durch eine unvorteilhafte Signalverarbeitung im Gehirn zu erklären. Die Annahme, dass ein Tinnitus im Gehirn entstehen kann, wird durch einzelne Fälle gestützt, bei denen ein Tinnitus durch das Trennen des Hörnervs nicht gestoppt werden konnte.

Wenngleich der Ansatz manche Fragestellungen relativ zwanglos erklären kann (beispielsweise, weshalb sich ein Tinnitus verstärken kann, wenn man sich auf das Geräusch konzentriert), bleibt das Problem, dass derartige Theorien nur schwer beweisbar sind und viel Raum für Spekulationen lassen.

Mögliche Folgen

Tinnitus (meist chronischer) kann psychologisch bedingte Folgeerscheinungen mit sich ziehen:
  • Schlafstörungen
  • Angstzustände
  • Depressionen
  • Arbeitsunfähigkeit
Es muss hier jedoch ausdrücklich erwähnt werden, dass die weit überwiegende Mehrheit aller Tinnitus-Betroffenen keine der oben erwähnten Symptone ausbildet.

Der oft diskutierte Suizid in Folge eines Tinnitus gehört wohl zum Reich der Moderne Sage|modernen Sagen. Retrospektive Studien, die den kausalen Zusammenhang zwischen Tinnitus und Suizid zu belegen versuchten, scheiterten. (Beispiel: J. E. Lewis, S. D. Stephens, L. McKenna: ''Tinnitus and suicide.'' Clin Otolaryngol Allied Sci. 1994 Feb; 19(1): 50-4.)

Formen

Nach dem Zeitraum der Wahrnehmung eines Tinnitus werden im deutschsprachigen Raum in der Regel drei Phasen unterschieden:
  • Krankheitsverlauf|akuter Tinnitus (bis 3 Monate)
  • Krankheitsverlauf|subakuter Tinnitus (bis 6 Monate)
  • Krankheitsverlauf|chronischer Tinnitus (über 6 Monate)
Einige Quellen geben den akuten Tinnitus auch bis 12 Monate und den chronischen Tinnitus ab 12 Monate an. Bislang gibt es keine genaue wissenschaftliche Grundlage für die Einteilung in zwei bzw. drei Phasen. Sie richtet sich lediglich nach Erfahrungswerten. Hierdurch erklären sich die unterschiedlichen Angaben.

Außerdem kann zwischen:
  • objektivem Tinnitus, welcher auch von anderen Personen als der Betroffenen gehört werden kann und
  • subjektivem Tinnitus, der nur vom Erkrankten wahrgenommen wird, unterschieden werden.

In Hörtests wurde kein Zusammenhang zwischen objektiv feststellbarer Stärke des Tinnitus und dem subjektiven Empfinden des Leidens festgestellt. Es gibt also Menschen, die sehr laute Ohrgeräusche haben, aber offenbar relativ gut damit umgehen können.

Therapien

Zur Behandlung des Tinnitus aurium werden verschiedenste Behandlungen angewandt, allerdings konnte bei keiner Therapie bisher wissenschaftlich eine Wirksamkeit nachgewiesen werden. Die hohe Zahl der verschiedenen Therapievorschläge lässt vermuten, dass es bisher noch keine klare, eindeutig wirksame Behandlung gibt.

Grundsätzlich kann auch keine der Therapien in der Theorie maßgeblich gestützt oder widerlegt werden, da über die Verarbeitung von Höreindrücken noch zu wenig bekannt ist. Dennoch ist der Markt für die Behandlung von Tinnitus sehr groß und vermutlich auch lukrativ.

Schulmedizin

Zu Beginn erfolgt meist eine medikamentöse Behandlung mit Vitamin E-Präparaten, Magnesium, Glukokortikoiden (z. B. Kortison), intravenös gegebenen Lokalanästhetika wie Novocain sowie durchblutungsfördernden Wirkstoffen (zum Beispiel Pentoxifyllin, HES (Hydroxyethylstärke) oder ein pflanzliches Ginkgo-Präparat). Die Medikamente werden je nach Ausprägung und vermuteter Ursache des Tinnitus entweder als Tablette oder intravenös (Infusionen) verabreicht. Qualitativ hochwertige VergleichsStudie (Medizin)|studien, die eine Überlegenheit eines bestimmten Medikaments gegenüber einem anderen belegen konnten, gibt es bislang nicht. Ebenso konnte bis heute kein Nachweis dafür erbracht werden, dass eines der Medikamente eine höhere Wirkung als Placebo erzielt. Der Einsatz erfolgt vielmehr aus Erfahrungswerten und theoretischen Überlegungen heraus.

Medikamentöse Behandlungen von chronischem Tinnitus, zum Beispiel mit Stoffen, die in den Neurotransmitter-Haushalt eingreifen, sind umstritten. Dies gilt u. a. für Tinnitustherapien mit Caroverin, Glutaminsäure und Glutaminsäurediethylester, deren Wirksamkeit wiederholt von Wissenschaftlern in Frage gestellt wurde. Auch Versuche, entsprechende Substanzen mittels eines Katheters direkt ins Innenohr zu geben, scheiterten. Ohne langfristigen Erfolg blieben außerdem Testreihen, in denen Patienten Tabletten mit dem Wirkstoff Tocainid oder Carbamazepin erhielten. Einzig das lokale Anästhetikum Lidocain konnte in hoher Dosis bei intravenöser Applikation Ergebnisse erzielen, die einer Placebo-Behandlung signifikant überlegen waren. Jedoch hielt die Wirkung in den entsprechenden Studien nur für sehr kurze Zeit an. Darüber hinaus wurde eine hohe Rate von Nebenwirkungen beobachtet, so dass eine langfristige Therapie mit Lidocain nicht in Frage kommt.

Die früher bei schwerem, chronischen Tinnitus durchgeführte Durchtrennung des ''Nervus acusticus'' wird wegen der niedrigen Erfolgswahrscheinlichkeit nicht mehr durchgeführt. Die Tatsache, dass eine Unterbrechung des Hörnerven einem großen Teil der Patienten keine Linderung brachte, könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Ursache des chronischen Tinnitus nicht im Innenohr liegt.

Neueste Forschung untersucht momentan, ob die transkranielle Magnetstimulation zur Milderung des Tinnitus geeignet ist. Wenngleich erste Ergebnisse bei einer bislang sehr kleinen Zahl von Patienten ermutigend ausfielen, stehen Langzeitergebnisse von größeren Patientengruppen noch aus.

Wie andere Therapieansätze auch, konnte die Tinnitus-Retraining-Therapie noch keine bahnbrechenden Erfolge in der Tinnitus-Therapie nachweisen.

Alternative Behandlungsmethoden

Es gibt eine Vielzahl alternativer Behandlungsmethoden, die jedoch teilweise sehr umstritten sind. Unter anderem wird die Stellatum-Blockade zur Erweiterung der Blutgefäße in Kopf und Hals sowie die hyperbare Sauerstofftherapie verwendet. Die Patienten müssen die Kosten für diese Behandlungen in der Regel selbst aufbringen, da ihre Wirkung unbewiesen ist. Zu berücksichtigen ist, dass Tinnitus in der Akutphase auch ohne Behandlung leiser werden bzw. ausheilen kann.

Entspannungsübungen wie zum Beispiel Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder auch Meditation können die Chance auf Linderung eventuell verbessern. Die Chance auf eine vollständige Heilung des Tinnitus ist in den ersten drei Monaten noch sehr hoch.

Ginkgo, das in mehreren Testreihen intensiv untersucht wurde, erzielte bei chronischem Tinnitus die gleichen Ergebnisse wie ein Placebo-Präparat, die Wirksamkeit einer Ginkgotherapie muss daher stark in Zweifel gezogen werden.

Die Unwirksamkeit der Softlasertherapie, bei der das Ohr über einen Laser bestrahlt wird, wurde durch zahlreiche randomisierte kontrollierte Studien belegt. Zur Klangtherapie, die mit Musik die Funktion des Ohres wieder herstellen will, gibt es bislang keine aussagekräftigen Studien.

Allgemeine Regeln zum Umgang mit Tinnitus

Wichtig ist bei akutem Tinnitus sich möglichst wenig Stress und keiner zu starken akustischen Belastung auszusetzen. Akustische Ablenkung (zum Beispiel leise rhythmische Musik) sollte genutzt werden, um sich nicht auf das Ohrgeräusch zu konzentrieren. Das ist eine gute Möglichkeit, die Einschlafprobleme, die häufig mit starken Tinnitus verbunden sind, zu mildern. Es soll generell verhindert werden, dass sich das gesamte Denken und Fühlen des Patienten immer mehr um die Krankheit dreht, da hierdurch erfahrungsgemäß der Leidensdruck wächst. Absolute Stille führt leicht zur Konzentration auf das Ohrgeräusch und verstärkt es subjektiv.

Nach sechs Monaten spricht man von einem chronischen Tinnitus. Dann ist es vor allem wichtig, dass der Betroffene lernt, mit dem Ohrgeräusch umzugehen. Oft tritt nach längerer Zeit eine Gewöhnung an das Geräusch ein, und der Patient empfindet es nicht mehr als so stark störend wie zu Anfang. Hierbei können psychologische Hilfe und Selbsthilfegruppen den Patienten unterstützen (siehe Tinnitus-Retraining-Therapie und kognitive Verhaltenstherapie).


Die Informationen dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie können in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.
Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

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