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Krebs - Entstehung
Einfühung
Bei einem biologisch hoch komplexen
Organismus wie dem menschlichen Körper, der aus Milliarden von
lebenden Zellen besteht, ist eine gegenseitige Abstimmung der
Zellen untereinander notwendig, um das Gesamtziel, nämlich das
Überleben des Körpers und die Reproduktion der Gene zu erreichen.
Insbesondere bei Wachstums-, Differenzierungs- und Reparaturvorgängen
müssen die einzelnen Zellverbände untereinander kommunizieren,
um einen geordneten Ablauf dieser Prozesse zu garantieren.
Bei der Wundheilung beispielsweise soll
das Wachstum möglichst schnell ablaufen, um die Wunde zu schließen.
Ist der Wundverschluss erreicht, muss die Vermehrungsrate der
Reparaturzellen wieder stark gebremst werden, da ein weiteres
Wachstum nicht mehr notwendig ist.
Bei Krebszellen ist diese gegenseitige
Abstimmung und Beeinflussung im Zellverband außer Kraft
gesetzt. Krebszellen teilen sich unkontrolliert immer weiter,
obwohl keine Notwendigkeit mehr dazu besteht. Die Bremssignale
des Gesamtsystems an die Tumorzellen werden
nicht mehr erkannt und befolgt, da sie den genetischen Code für
den Informationsempfang verloren oder abgeschaltet haben.
Der Einluss des Immunsystems
Das Immunsystem des Gesamtorganismus versucht die unkontrolliert
wachsenden Zellen bzw. Parasiten zu attackieren. Da sie in vieler
Hinsicht aber noch normalen Körperzellen ähneln, fallen die Abwehrmechanismen
zu schwach aus, um den sinnlosen Wachstumsprozess zu stoppen.
Aus einem örtlich begrenzten Tumor entsteht
ein Tumorherd, der Gewebsgrenzen durchdringt,
in andere Organe einwuchert und sich selbst sogar neue Blutgefäße
bildet. Schließlich werden kleine Zellverbände des Ausgangsherdes
z.B. über das Blut auch in entfernt liegende Organe verschleppt,
wo sie Tumorabsiedlungen (Metastasen)
bilden, die oft noch schneller als der ursprüngliche Ausgangsherd
wachsen.
Vererbung von Krebs
Heutige Ansichten über Krebs gehen von einem Mehrstufenmodell
der Krebsentstehung aus. Das ältere sogenannte Dreistufenmodell
gliedert sich dabei in die Phasen der Initiation, Promotion und
der Progression.
Nach einer Jahre bzw Jahrzehnte dauernden
Latenzphase zwischen dem initiatialen DNA-Schaden, also der Transformation
einer einzelnen Zelle, kommt es erst zum nachweisbaren Tumor.
Bis zu zehn verschiedene Mutationen müssen erfolgt sein. Einige
dieser notwendigen Mutationen können vererbt werden, was erklärt
das auch sehr kleine Kinder an Krebs erkranken können
und was auch erklärt das Krebs in sogenannten "Krebsfamilien"
gehäuft auftreten kann.
Ein typisches Beispiel dafür ist die vererbbare
Xeroderma pigmentosa. Bei nahen Verwandten von Patientinnen mit
Brustkrebs ist die Wahrscheinlichkeit Brustkrebs zu bekommen doppelt
so hoch wie in der Bevölkerung sonst. In den dazwischenliegenden
Schritten der Tumorentstehung (Promotion und Progression) spielen
nichtgenotoxische Prozesse eine große Rolle, was Beobachter dazu
verleiten könnte diese Einflüsse als eigentliche "Krebserreger"
einzustufen. Die eigentliche Malignität (bei malignen
Tumoren) der entarteten Zelle wird in der Phase der Progression
erreicht. In jüngerer Zeit wird statt des klassischen Dreistufenmodells
von einem komplexen Mehrstufenmodell gesprochen (das nur zum Teil
verstanden ist) und die Begriffe Promotion und Progression werden
zunehmend vom Begriff der Co-Carcinogenese ersetzt.
Quellennachweis
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